Freitag, 21. Oktober 2011

Leipziger "Freiheits- und Einheitsdenkmal"

- zum kommenden Wettbewerb

Die Schließung des Leipziger Stadtrings durch die Montagsdemonstrationen am 9.10.89 mag momentanen Jubel ausgelöst haben, aber der geschlossene Ring als singuläres Ereignis ist das falsche Symbol, wie sich gezeigt hat: mit der „friedlichen Revolution“ war nicht das berühmte „Ende der Geschichte“ oder gar „der Utopien“ erreicht - nach wie vor ist massenhafte Zivilcourage notwendig, um die Menschen- und Grundrechte sowohl hier, als auch vor allem weltweit immer wieder zu erstreiten und zu schützen: immer mehr Verlierern der „Einheit“ (ebenso, wie weltweit den Opfern des globalen Finanz-Kapitalismus) wird klar, daß der Neo-„Liberalismus“ nur eine raffiniertere Form von „Diktatur“ ist...
So gesehen hat sich nicht ein Kreis geschlossen (das als Warnung für allzu affirmativ romantische Symbolisierer), sondern eine Spirale geöffnet, die seit Jahrhunderten trotz aller Rückschläge dem Ideal der Freiheit zustrebt. Dabei ist das Engagement der Leipziger, ob es ihnen nun um „Bananen“ oder um „Freiheit“ ging, nur eine Facette im historischen Maßstab: „Einheit“ ist eben nicht gleich „Freiheit“ - der Kampf muß weitergehen, der Stab an neue Generationen weitergegeben werden.
1989 ist eine Zäsur, aber kein Endergebnis, wie die Leipziger "Jugendwerkstatt" erfreulicherweise bei allem Respekt für die damaligen Akteure festgestellt hat, sondern ein in der Vergangenheit verankertes und in die Zukunft weisendes Projekt.
Ein Denkmal, das ein symbolisches Ereignis als Beweis für angeblich dauerhaft errungene „Freiheit“ oder „Demokratie“ nehmen würde, würde nichts als den Konsens der Herrschenden darstellen und die Realität leugnen – wie es bei den Entwürfen für den Berliner Wettbewerb zu sehen war.
„Wir sind das Volk“, das bald darauf über den runden Tisch gezogen wurde, und die schöne Erfahrung von kurzzeitiger „Souveränität“ führt nur zu der Frage, was denn angesichts der fortschreitenden „Refeudalisierung“ (J. Ziegler) nun „volkt“...

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